2020 - Weihnachten Wohngruppe Neptun

2020 - Weihnachten Wohngruppe Neptun

Auf der Wohngruppe Neptun ist es Tradition, dass die Geschenke nicht nach der grossen Weihnachtsfeier des Kinderheims Brugg, welche dieses Jahr auf Grund der Pandemie leider ausfiel, verteilt und ausgepackt werden, sondern an einem anderen Abend, der mit einem selbst gekochten Essen ganz besonders festlich zelebriert wird. Seit einigen Jahren ist das stets der Freitag vor den Weihnachtsferien. Die Kinder wissen genau wie dieser besondere Abend abläuft und machen sich deshalb vorgängig viele Gedanken darüber, was Sie anziehen, wie sie sich stylen und wem sie was schenken möchten.

Als ich um 15 Uhr eintreffe, sind alle schon eifrig bei der Sache. Die Kinder machen sich hübsch, indem sie sich frisieren, schminken und chic anziehen, und packen nebenbei noch die letzten Geschenke für das bevorstehende Fest ein. Die Erwachsenen nehmen es umso gemütlicher. Einer nach dem anderen trudelt mit seinen Geschenken für die Kinder und ihre bereits erwachsenen Wichtelschützlinge ein, wobei es sich die Kinder nicht nehmen lassen ganz genau hinzuschauen, welches für sie bestimmt ist. «Oh, du bekommst so ein grosses Geschenk!» oder «Hmm… das ist aber komisch eingepackt» hört man hier und da durch die Räume flüstern.

Während in der Küche und dem Esszimmer mit vereinten Kräften gewirbelt, gezwirbelt und gezaubert wird, dürfen die Kinder im Untergeschoss einen Film schauen. Als dieser zu Ende ist, poltert es auf der Treppe und die Kinder betreten mit entzückten Gesichtern das festlich geschmückte Esszimmer mit den bunt dekorierten Tischen und dem köstlich vor sich hin dampfenden Menu darauf. Es gibt selbstgemachte Rindsrouladen mit Kartoffelstock, Gemüse und Rotkraut, welche in diesem Jahr von Simone Kramp zubereitet wurden und allen ausgezeichnet schmecken.

Obwohl die Kinder wissen, dass sie nach dem Essen die Geschenke auspacken dürfen, lassen sie sich Zeit mit dem liebevoll zubereiteten Mahl und verspeisen es in aller Ruhe. Völlig ungewohnt gibt es weder Gedrängel noch Gemecker, fast so als hätte jemand unsere Kinder ausgetauscht. Es wirkt, als hätte das Corona-Jahr sie gelassener gemacht.

Nach dem feinen Essen und vor dem grossen Geschenkeöffnen steht für die Kinder noch der obligatorische Verdauungsspaziergang an, während dem sich die zurückbleibenden Betreuer um das Aufräumen des Esszimmers und die Herrichtung des Wohnzimmers für die Bescherung kümmern.
Dann geht es endlich los! Das erste Kind schnappt sich ein Päckchen mit seinem Namen drauf, packt es ungestüm aus und als es damit fertig ist, übergibt es selber ein Geschenk an ein anderes Kind. Dieses Jahr haben wir die Wünsche genau getroffen, man hört nur: «wow», «cool», «super» und bei einem Geschenk sind vor Freude sogar beinahe Tränen geflossen. Auch dem Auflösen des Wichtelns unter den Erwachsenen folgen verzückte Laute und begeistertes Lachen. Dabei fallen Sätze wie: «ah du warst das, das hätte ich nicht vermutet» oder «ich hab’s gewusst» und es breitet sich eine herzliche Wärme in unseren Räumlichkeiten aus, die gekrönt wird von den glücklichen Gesichtern aller Anwesenden und dem zufriedenen Lächeln auf ihren Lippen.

Bevor die Kinder mit ihren Geschenken zum Spielen in die Zimmer verschwinden dürfen, steht noch das köstliche Dessert an. Trotz der Aufregung lässt sich das keines der Kinder nehmen, denn es gibt zum festlichen Anlass gleich zwei leckere Spezialitäten; eine Schokoladentorte und einen Rainbow-Cake. Bei diesem Anblick glänzen die Augen der Kinder vor Entzücken, während sich die Erwachsenen nach dem üppigen Abendessen ächzend die schier platzenden Bäuche reiben, um so froher sind sie, als einige Kinder sich grosszügig anerbieten, ihnen beim Verzehr der Tortenreste zu helfen und so wird das Dessert in Windeseile mit glücklichem Schmatzen verschlungen.

Nach dem Essen sitzen die Erwachsenen noch zusammen am Tisch und plaudern entspannt über die aussergewöhnlichen Monate, die dank der Pandemie hinter ihnen liegen, während durch das Haus die beruhigenden Geräusche von friedlich spielenden Kindern klingen. Allmählich wird es Zeit für das Bett und die Erwachsenen müssen sie nicht einmal lange darum bitten. Nach der gelösten Anspannung und dem befriedigenden Ergebnis gehen sie müde und zufrieden ins Bett und die Erwachsenen gut gelaunt und entspannt nach Hause. Es war ein schönes Weihnachtsfest.

Bea Graber, Auszubildende auf der Wohngruppe Neptun